Die gotische Saalkirche in Schmiegen stand vom 26. bis 30. Juli im Mittelpunkt ausgedehnter archäologischer Grabungen. Unter Leitung von Prof. Marian Tiplic der Universität Lucian Blaga in Hermannstadt unterzogen acht Studenten und Studentinnen das Innere als auch den Außenbereich der Kirche aus dem 14. Jahrhundert einer eingehenden Untersuchung.
Der vom Verein Kulturerbe Kirchenburgen e.V. organisierte und finanzierte Workshop war eine unabdingbare Voraussetzung zur Durchführung der weiteren geplanten Maßnahmen zum Bauwerkserhalt, die der Genehmigungspflicht der staatlichen Denkmalbehörde unterliegen.
Welche erstaunlichen Funde bei den archäologischen Grabungen ans Tageslicht kamen, verraten die nachfolgenden Logbucheinträge des ersten Vorsitzenden Alexander Kloos, der zusammen mit den Vereinsmitgliedern Anna Huber und Udo Machat, den archäologischen Workshop tatkräftig begleiteten.
1. Tag
Festlegung von 3 Kassetten/Grabungen im Inneren der Kirche
Alle drei Kassetten wurden an der Nordwand angelegt, eine am westlichen Eingang,
eine ungefähr in der Mitte des Kirchenschiffes und eine an der Chorwand.
Bei allen drei Grabungen war das Ziel, bis an den Sockel des Fundaments zu gelangen, um Rückschlüsse über den Zustand des Bauwerkes zu gewinnen. Man hoffte dadurch Antworten auf folgende Fragen zu finden: Gab es Absenkungen, woher kommen die Risse im Mauerwerk und gab es Modifikationen des Bauwerkes, wie Erweiterungen oder einen Vorgängerbau?
2. Tag
Zu den drei Kassetten/Grabungen im Innenbereich kam eine weitere im Außenbereich an der östlichen Chorwand hinzu. Hier galt es das historische Bodenniveau zu bestimmen, um festzustellen wieviel Erdreich man abtragen darf, um das Trocknen der feuchten Wände zu unterstützen.
Im Inneren konnte unter den Holzdielen und einer schmalen Sandschicht noch zum Teil der alte Kachelboden aufgedeckt werden. Nach nicht einmal 50 cm traf man auf die ersten menschlichen Knochen. An einigen Stellen fanden sich größere Ansammlungen von Skelettknochen, allerdings nicht in anatomischer Position. Man kann davon ausgehen, dass es sich um bereits exhumierte Gräber handelte, auf die man bei früheren Arbeiten oder Beerdigungen stieß und sie dann wieder als Sammelgrab beerdigte.
3. Tag
Neben weiteren umgesetzten Gräbern bzw. losen Knochenfunden fand man auch eine ganze Reihe schwarzer Keramikscherben in tieferer Bodenschicht. Diese wurden in einem ersten Befund auf das 12.-13. Jahrhundert geschätzt, also aus einer Zeit bevor die Kirche gebaut wurde.
Auch wurden 2 Gräber gefunden, bei denen die Skelette nicht bewegt wurden, sich also ungestört in ihrer ursprünglichen Position erhalten haben. Da die Position der Körper nach Osten ausgerichtet wurde, handelt es sich wohl um Gräber aus der Zeit vor der Reformation. Auch fand man Hinweise auf zwei weitere, anscheinend unberührte Gräber, eines vor dem Chor und eines vor dem Altar. Möglichweise werden diese nächstes Jahr bei einer weiteren umfangreicheren Grabung freigelegt.
4. Tag
Auch bei der Grabung im Außenbereich stieß man schneller als vermutet auf Gräber bzw. Skelette. So stellte sich heraus, dass die vegetative Schicht über dem historischen Bodenniveau nur maximal 50 cm um den Chor herum beträgt und nicht fast einem Meter wie nach der Vermessung der Architektur zunächst vermutet wurde. Das bedeutet, dass die Kirche leicht in den Hang hinein gebaut wurde. Dies bezeugt auch ein Versatz im Fundament, das im Westen ca. 50 cm tiefer ist als im Osten.
5. Tag
Am letzten Tag konnten alle 4 Grabungen abgeschlossen werden, da man überall den Sockel des Fundaments erreichte. So zeigt sich, dass die Kirche auf einem ca. 80 cm tiefen, aus soliden Steinquadern bestehendem Fundament errichtet wurde.
In der ersten Grabung am Westeingang der Kirche, stieß man in ca. 1,20m Tiefe auf ein größeres, vollständiges erhaltenes Tongefäß. Es war zwar durch das Gewicht der Erde mit der Zeit eingedrückt worden, aber man konnte sehen, dass es unberührt an Ort und Stelle überdauert hat. Das Gefäß wurde vorsichtig, in Folie eingewickelt und in einem Stück auf einer Palette herausgehoben. Jetzt werden Laboranalysen zeigen, ob sich die erste Vermutung bewahrheitet. Nach Form, Farbe und Machart könnte es sich um ein Objekt aus der Hallstatt Kultur handeln. Schon die Tonscherben mögen ein Hinweis darauf sein, dass dieser Ort aufgrund seiner vorteilhaften Lage, mehrere Siedlungsepochen durchlebt hat.
Mit dieser kleinen Sensation, sofern sie nicht widerlegt wird, endete die erste archäologische Untersuchung. Für ein Gutachten, das für alle Maßnahmen benötigt wird, die den Boden berühren, wie Erdabtragung, Wasserrinne und neuer Fußboden, reichen die Untersuchungen noch nicht aus. Daher soll es kommenden Sommer noch weiterführende Grabungen geben.